Quelle: АrсhDаilу
Golden Rose Hotel / noa* Architekturnetzwerk
Architektonisches Patchwork. Das Anwesen stammt aus dem 15. Jahrhundert und soll Königin Victoria auf ihrer Reise im Jahr 1891 beherbergt haben. Goldene Rose war das erste Gebäude, das der jetzige Besitzer des Hotels kaufte. Glücklicherweise wurden auch die vier rückwärtigen Nachbargrundstücke nach und nach zum Verkauf angeboten. Daraus entstand die Idee, alle Gebäude unter einem Dach zu gruppieren, wobei besonderes Augenmerk auf den Erhalt der historischen Bausubstanz gelegt wurde. Für die Planung und Ausführung der Neugestaltung wandte sich der Bauherr an noa*, das über viel Erfahrung mit Projekten im denkmalgeschützten Kontext verfügt und versiert im Umgang mit Bausubstanz ist, wo kaum ein rechter Winkel zu finden ist.
Eine heikle Aufgabe. Die fünf Gebäude dienten zuvor unterschiedlichsten Funktionen; Während das Hotel Goldene Rose schon immer Reisende beherbergte, gab es in den angrenzenden Häusern im Laufe der Jahrhunderte Restaurants, Lagerhäuser, eine Brauerei, ein Kino, einen Ballsaal, ein Casino und Wohnungen. Aus diesem Nutzungsmosaik ein einheitliches Raumkonzept zu entwickeln, ohne historische Spuren zu verwischen, war die erste große Herausforderung der Architekten. Die Suche nach der Essenz des Gebäudes – seit jeher einer der zentralen Leitsätze von noa* – gepaart mit der Überwindung von Niveauunterschieden, verbunden mit der Gestaltung des Funktionsprogramms bei gleichzeitiger Wahrung der ursprünglichen Kubaturen, waren nur einige der vielen kniffligen Aufgaben von dem Projekt.
Alte Mauern, neue Funktionen. Das zum Stadtplatz hin gelegene Vorderhaus der Goldenen Rose mit senfgelber Fachwerkfassade heißt sowohl Hotelgäste als auch Tagesgäste willkommen. Direkt von der Schwelle aus begegnet man einem das gesamte Hotel durchziehenden Designgedanken, bei dem es um die Übersetzung der Vergangenheit in die Gegenwart geht. Beim Betreten lädt Sie die nach der Königin benannte Bar „Vicky“ mit ihrer schwarzen Granittheke und antiken Spiegelverkleidungen dazu ein, eine Weile in den Sesseln mit Blick auf den Kamin zu verweilen. Hier entschieden sich die Architekten für einen rauen Putz mit Antik-Finish, weiß gekalkte Eichenböden mit dazwischen verlaufenden dunkleren Dielen parallel zu denen an der Decke und die Darstellung alter Zunftzeichen, die dem Ensemble eine einzigartige Identität verleihen. Angrenzend an die Bar und hinter der ursprünglichen Haupttreppe greifen die Lobby und die geräumige Rezeption die bestehenden Unebenheiten und das Labyrinth der ursprünglichen Wände auf, deren inhärentes Design einladende und intime Sitzbereiche schafft.
Durch das zweite Gebäude, das Verkehrsflächen und diversen Wirtschaftsräumen vorbehalten ist, gelangt man in die Hausnummer drei, in der sich auch der ehemalige Festsaal von 1870 befand. Im Erdgeschoss können Hotelgäste im Restaurant Kantine Rosine frühstücken und speisen. Das Ambiente wird durch Tapeten bereichert, die die umgebenden Wände und Decken schmücken, ergänzt durch leicht transparente Vorhänge für separate, ruhigere Bereiche. Der begrünte Innenhof bietet einen Blick auf den Dom, die oberen Hoteletagen und den im obersten Stockwerk befindlichen Außenpool. Das vierte Gebäude, ein ehemaliges, zuletzt als Casino genutztes Wohnhaus, beherbergt einen Teil der 43 Zimmer des Hotels und schließt die Lücke zum letzten Gebäude, ehemals Gasthof und Brauerei, das äußerlich gestaltete Wohnungen beherbergt, ebenfalls Teil der Goldenen Rose.
Ähnlich und doch anders. Obwohl die Gästezimmer im Goldenen Rose in drei Kategorien unterteilt sind, teilen sie alle das gleiche ästhetische und gestalterische Konzept. Jedes verfügt über ein hängendes Sofa, einen vom Mittelalter inspirierten Wandteppich hinter dem Bett und ein offenes Badezimmer, das durch verspiegelte, mosaikartige Oberflächen in den Raum übergeht. Die Juniorsuiten im ersten Gebäude sind unterschiedlich und nehmen zwei Etagen ein, von denen die obere ein Dachboden mit freiliegenden Dachstühlen ist, in dem sich der Schlafbereich befindet. Hier breitet sich der Wandteppich auf dem Boden aus und schafft eine gemütliche Nische für das Bett.
Ein echtes Highlight des Hauses ist der ehemalige Festsaal und spätere Kinosaal aus den 1950er Jahren, dessen zugemauerte Fenster im Zuge des Projekts wieder geöffnet und dessen Fläche zu einem multifunktionalen Veranstaltungssaal umgebaut wurde. Leider konnte die alte klappbare Reihenbestuhlung mangels Multifunktionalität nicht wiederverwendet werden. noa* führte jedoch das ursprüngliche Polstermuster wieder ein, indem es einen neuen Stoff mit demselben Motiv druckte. In der Mitte des zweistöckigen Raums, der auch für externe Veranstaltungen gemietet werden kann, befindet sich eine abgehängte Loge für private Vorführungen – die „Kino Suite“ – mit einem großen Fenster zur Kinoleinwand, das über einen Steg erreichbar ist. Die Halle selbst lässt sich mit riesigen Verdunklungsvorhängen verdunkeln, die sich über die gesamten zwei Stockwerke erstrecken. Ein Paar origineller Glaskugellampen sorgt für zusätzliche stimmungsvolle Beleuchtung und einen Hauch von Nostalgie.
Unerwartete Dachlandschaft. Der Wellnessbereich befindet sich im Dachgeschoss des Hotels und erstreckt sich über die gesamte Dachlandschaft. noa* hat mit größter Sorgfalt gearbeitet, um keine großen Veränderungen am äußeren Erscheinungsbild vorzunehmen. Durch einen Massage- und Behandlungsbereich mit angrenzender Terrasse gelangt man in das Attic Spa. Der zehn Meter lange Outdoor-Infinity-Pool bietet einen einzigartigen Blick auf den Dom. Um das Becken aus der Vogelperspektive nicht wie einen Fremdkörper erscheinen zu lassen, wurde es überdacht; Durch die Löcher im Giebeldach können Schwimmer die Wolken sehen, aber das Becken bleibt von oben unsichtbar. Abgerundet wird der Wellnessbereich durch einen großen Ruhebereich auf zwei Etagen, eine Obstbar und einen separaten Saunabereich. Eine Innentreppe führt zum Dachgeschoss. Sichtbare Holzbalken, eine intime Atmosphäre und quergespannte Netze in der obersten Spitze des Dachgeschosses sorgen für ein unvergleichliches Entspannungserlebnis.
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