Quelle: АrсhDаilу
Bürogebäude Rathausstraße 1 / Schuberth und Schuberth + Stadler Prenn + Ostertag
Konzept. Der Entwurf gewann 2013 einen offenen internationalen Architekturwettbewerb. Das Konzept sieht die Integration eines städtischen Bürogebäudes in ein historisches Umfeld vor und verfolgt dabei einen unverwechselbaren und zeitgemäßen Ansatz. Obwohl es sich um ein freistehendes monolithisches Gebäude handelt, interagiert ein Wahrnehmungsraster mit seinem Kontext. Die Entwicklung aus dem analytischen Parametertrio Tiefe, Material und Detaillierung spiegelt sich am deutlichsten in der äußeren Fassadenverkleidung wider.
Arkaden-, Zwischen-, Haupt- und Dachgeschosse übertragen Abstufungen der Gründerzeithäuser – nicht zuletzt in der unmittelbaren Umgebung. Große Geschosshöhen, attraktive Räume und eine anspruchsvolle Fassade gehen von der Prämisse aus, ein langlebiges Gebäude zu schaffen, das auch Anpassungen zulassen kann. Im Inneren erweitert sich ein großzügiges zentrales Foyer durch ein Glasdach zum darüber liegenden Innenhof. Die Bürotrakte sind durch einen flexiblen Grundriss gegliedert, der als Großraum oder für Zellenbüros und Umgebung genutzt werden kann und die klimatisch günstige Doppelfassade erhöht den individuellen Komfort durch zu öffnende Fenster.
Gebäudestruktur. Die Umrisse des Volumens werden durch die Gebäudefluchten des umliegenden Rathausviertels geprägt. Auch klassische „wilhelminische“ Raumstrategien wurden integriert. Im Erdgeschoss öffnet sich ein Arkadengang zu einem schmalen Fußgängerweg, wobei die Ausrichtung der Gebäude erhalten bleibt und die beiden zur Hauptstraße gerichteten Ecken des Gebäudes abgeschrägt sind.
Um die Erfahrung der Monozentralität der Wiener Stadtstruktur zu unterstützen, die als (ein) charakteristisches Merkmal der Welterbestätte „Historisches Zentrum Wiens“ angesehen wird, wird die Nordseite des Gebäudes von der historischen Gebäudefluchtlinie um nach innen verschoben vier Meter, um den Blick auf den Stephansdom als symbolisches und visuelles Zentrum Wiens zu wahren.
Die Fassade. Das Strukturraster der Fassade orientiert sich in Maßstab und Struktur an seinen „Gründerzeit“-Nachbarn. Horizontale Bänder, filigrane Einschnitte und doppelschichtiges Glas ersetzen historische Gesimse. Auch zwei Etagen werden zu einer Einheit zusammengefasst. Das Erdgeschoss und das Zwischengeschoss bilden somit die Basisebene.
Ein wesentliches Gestaltungsmerkmal der darüber liegenden Geschosse ist das raffinierte Doppelfassadensystem. Es besteht aus einer Prallplatte zur Straße hin und innenliegenden Schiebefenstern. Der Scheibenzwischenraum wird durch Einschnitte in den Säulen und Balken belüftet. Dieses erweiterte doppelschichtige Fenstersystem dient als eine weitere subtile zeitgenössische Übersetzung historischer klassischer Details und erinnert (a) an die typischen Wiener Fenster, die „Kastenfenster“ genannt werden.
Wiederverwendung. Nicht zuletzt wurden 90 Prozent des ehemaligen Gebäudes als wiederverwendeter Rohstoff im Recyclingkreislauf gehalten.
Quelle: АrсhDаilу